Seit mehreren Jahren ist auch in der Gemeinde Hillerse die bedrohlich Entwicklung in den Dörfern unseres Landes
deutlich geworden, wo Post, Bahn, Banken und Einzelhandel den Rückzug aus den Dörfern unserer Städte und Gemeinden
antreten. Sie folgen, wie die Verantwortlichen erklären, dem Zwang zur Konzentration und Rationalisierung. Mobile
Verkaufswagen, Post- und Sparkassenbusse gleichen diesen Verlust nur im geringen Umfang aus.(1)
In Hillerse hat die Realität in 1999 diese Befürchtung Wirklichkeit werden lassen. Mit Schließung des Sparmarktes
ist die örtiche Versorgung in Hillerse nicht mehr gewährleistet, was vor allem Ältere und sozialschwache Einwohner
in eine bedrohliche Situation bringt.
In einem Dorf mit über 2.500 Einwohnern müssen Einkaufsmöglichkeiten bestehen, die die Versorgung der Bewohner mit dem
täglichen Bedarf sicherstellt. Die Gefahr, daß die heile Welt vorhandener Einkaufsläden auch in Hillerse durch das Spiel
der Kräfte auf dem Markt(Angebot und Nachfrage) zerstört werden kann, ist den verantwortlichen Ratsmitgliedern und der
Verwaltung seit langem bewußt. Um die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes möglich zu machen, hat die Gemeinde bereits 1994
die Planung aufgenommen und eine ausreichend große Fläche für einen solchen Markt bereitgestellt.
Obwohl sich immer wieder Investoren für diese Fläche interessiert haben, scheiterte die Verwirklichung zum Bau eines Marktes
daran, daß Hillerse "nur 2.500 Einwohner hat" und sich der Betrieb eines Verbrauchermarktes nach Aussage der Fachleute erst
dann lohnt, wenn ein Einzugsgebiet mit über 4.000 Einwohner vorhanden ist.
Unabhängig von dem Vorgenannten mußte bei der tatsächlichen Situation auch bedacht werden, daß durch die Ansiedlung eines neuen
Verbrauchermarktes den vorhanden Einzelhandelsbetrieben nicht die Existenzgrundlage entzogen werden durfte.
Spätestens nachdem deutlich wurde, daß der bis dahin vorhandene Sparmarkt seine Tore schließt, war Eile geboten. Durch die
Mithilfe aller Ratsmitglieder und einem einstimmigen Ratsbeschluß, wodurch dem Gemeindedirektor nicht nur großes Vertrauen
entgegengebracht, sondern vor allem ein freier Verhandlungsspielraum ermöglicht worden ist, konnte den in Frage kommenden
Konzernen und Investoren nicht nur ein bestimmter Standort, sondern verschiedene Standorte angeboten werden. Mit dem Argument,
daß durchfahrende Verkehrsteilnehmer auf der L320 neben den Hillerser Einwohnern die Einkaufsmöglichkeit nutzen werden, ließ sich
dir Firma Ratisbona, die die Netto-Kette vertritt, davon überzeugen, daß sich der Bau eines Einkaufsmarktes in Hillerse rentiert.
Mit dem Bau des neuen Netto-Marktes soll im Herbst 1999 begonnen werden, so daß mi der Inbetriebnahme im Frühjahr 2000 gerechnet
werden kann. Die Gesamtfläche des Netto-Marktes wird 1.037 qm betragen, davon 644 qm Verkauffläche, 38 qm Schlachtereierzeugnisss
und 25 qm Bäckereierzeugnisse. Mit den künftigen Betreibern ist vereinbart worden, daß den ortsansässigen Betrieben die
Möglichkeit geboten wird, innerhalb des Einkaufsmarktes die entsprechenden Flächen zum Verkauf ihrer Produkte anzumieten.
Aufgabe der Gemeinde wird es nun sein, die Bauleitplanung und die Erschließung dieses Gebietes umgehend sicherzustellen.
Hierbei ist es zwingend erforderlich, daß die für noch ausstehenden Genehmigungen zuständige Behörden wie Landkreis,
Bezirksregierung und Straßenbauamt unbürokratisch an der Verwirklichung dieses Projektes mitwirken. Die entsprechenden
Verhandlungen werden zur Zeit geführt.
(1) Anmerkung: in Hillerse gibt es eine Postargentur, Sparkassen- und Volksbankfiliale, 2 Getränkemärkte, 2 Elektroläden, Bäcker, Kindermode, Friseur usw.
Quelle: Zwischen Aller und Oker