Debatte um Hillerser Windkraft frischt auf
Investoren planen für mögliches Vorranggebiet bis zu 25 Rotoren - Bürger setzen auf Information - Rat wägt ab
Von Christian Franz
HILLERSE. Jetzt weht's in Hillerse. Die Windkraft-Debatte hat die südwestliche Kreisgrenze erreicht. Die Meinerser Investoren Harald Bosse und Hans-Joachim Bühring planen mit ihrer Firma Windplan im möglichen Vorranggebiet jenseits der Hillerser Okeraue einen Windpark mit bis zu 25 Rotoren entlang eines gut vier Kilometer langen Abschnitts der Bundesstraße 214. Weitere Vorhaben sind bei Meinersen und Müden angedacht.
Die Politik, zu einer Stellungnahme Richtung federführendem Großraumverband aufgerufen, der das regionale Raumordnungsprogramm überarbeitet. hat ihre Emnfehlung
angesichts aufkommender Vorbehalte in der Bevölkerung vertagt. Hillerses Bürgermeister Detlef Tanke kündigte für die Ratssitzung am Mittwoch eine Entschließung an, zunächst eine Bürgerversammlung einzuberufen. Anders als zunächst geplant, wird der Meinerser Samtgemeinderat am 3. Juni keine Empfehlung aussprechen. Das wiederum hat Tanke, zugleich Vorsitzender der Zweckverbandsversammlung, mit dem ZV-Direktorium vereinbart.
Anwohnerin Ute Kohrt aus der Hillerser Okeraue kündigte gestern für dieses Wochenende Plakat- und Handzettelaktionen an, "um erst einmal auf die Windkraft-Pläne aufmerksam zu machen". Viele Hillerser wüssten noch nicht allzu viel,
glaubt Korth. Sie selbst kennt Schlagworte wie Infraschall und Discoeffekt von Windkraft-Skeptikern, kann sich aber noch keinen Reim darauf machen. Sie räumt ein: "Ich habe Angst, weil ich es nicht einschätzen kann." Klar ist: Ihr Blick auf den Rotorenwald wäre unverbaubar.
Planer Harald Bosse erläuterte auf Anfrage technische Aspekte: So seien bei Hillerse bis zu 25 Rotoren mit einer Nabenhöhe von 100 und einem Rotordurchmesser von 80 Metern geplant. "In der Spitze also 140 Meter hoch." Jedes Windrad könnte zwei Megawatt Strom liefern. Der dichteste Standort läge 1,4 Kilometer von der Wohnbebauung entfernt. Bosses Zusage "Wir
würden die Planungsauflagen weit fassen. Wir sind selber in der Samtgemeinde ansässig, kennen die Oker und ihre Bedeutung als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet."
Bürgermeister Tanke sieht die Politik am Ende zu einer Entscheidung zwischen Gemeinwohl und Bürgerinteressen aufgerufen. Öffentliches Interesse bestehe durchaus an Einnahmen aus dem Gewerbe. Die Gemeinde sieht Tanke dank Wegerechten in einer guten Verhandlungsposition mit den Investoren. Das Bürgerinteresse gelte der potenziellen Verschlechterung des Ortsbilds. "Wird die Landschaft verschandelt?", fragt sich Tanke. "Wir müssen zwischen dem wirtschaftlichem Vorteil und der Akzeptanz abwägen."
Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 16.05.2003