Landeigentümer entwickeln eigene Vorstellungen zur Windkraft
25 Rotoren ? Frei erfunden!
Hillerser Landeigentümer entwickeln eigene Vorstellungen zur Windkraft
Von Christian Franz
HILLERSE. In die Debatte um einen Windpark bei Hillerse haben sich jetzt auch die Grundeigentümer eingebracht. Rolf Busse (Hillerse) und Heinz-Robert Köhler (Volkse) wollen die Interessen der Landbesitzer gegenüber potenziellen Investoren bündeln und werben von heute an mit einem vierseitigen Rundschreiben an alle Haushalte für ihre Haltung pro Windkraft.
Die weicht allerdings deutlich von den Vorstellungen des Windparkentwicklers Harald Bosse ab. Welche vertragliche Lösung die Landeigentümer, die fast alle im Gemeindegebiet wohnen, anstreben, werden sie in einer eigenen Versammlung am 18. Juni vor geladenen Gästen einschließlich Repräsentanten der Hillerser Initiative contra Windkraftstandort vortragen. Kern ist ein Standortplan, der maximal zehn Rotoren bei Hillerse, fünf bei Volkse vorsieht, und zwar nur einreihig in Nord-Süd-Richtung, keinesfalls gestaffelt. "Wie eine Perlenkette", erklärt Busse. Außerdem ergibt sich aus dem Entwurf ein Mindestabstand zum Ort von 1500 Metern.
Die Windräder würden praktisch entlang des Wegs des Abwasserverbands aufgereiht, erläutert Busse. Die von Investorenseite genannte Zahl von 25 weist er als "frei erfunden" zurück. Weder gebe es Verträge mit Investoren noch sei ein Projektierer beauftragt, werben Busse und Köhler um Vertrauen.
"Nur was akzeptabel ist"
Ihre Zusage an die Hillerser: Außer, dass die Rotoren sichtbar seien, gebe es keine Störungen. Durch den großen Abstand spiele Schattenwurf keine Rolle, Diskoeffekt und Flugsicherungsleuchten würden durch mattierte Oberflächen und zum Boden abgeschirmte Strahler vermieden. Zum Thema Lärm: "Die heutigen Anlagen sind mit 35 Dezibel im Dorf nicht hörbar." Beeinträchtigungen durch Infraschall seien bis heute nicht nachgewiesen. Alle gesetzlichen Vorschriften würden eingehalten. Selbst gegen Eisschlag - von vereisten Flügelblättern fortgeschleuderte Klumpen - werde mit einer Flügelheizung vorgesorgt. "Glauben Sie mal nicht, dass ich sonst ja sage", vertritt Busse gegenüber Investoren eine klare Position.
Zugelassen werde lediglich, "was für Gemeinde und Eigentümer akzeptabel ist". Punkt für Punkt will Busse zudem Windkraft-Gegnern ihre Befürchtungen nehmen. "Es wird alles ausgeräumt." Einmal vorgetragene Sachargumente müssten aber auch anerkannt und nicht immer wieder in Frage gestellt werden, ist seine Position.
Positiv überrascht ist Busse, dass eine Sprecherin der Standort-Gegner zugebilligt habe, an den Anblick "kann man sich gewöhnen". Eigentlich, so Busse, sei die Wahrnehmbarkeit "das schlimmste Argument", weil sich einzig dagegen technisch nichts unternehmen lasse.
Die Landeigentümer argumentieren indes nicht nur defensiv. Sie sind der Auffassung, dass regenerative Energie nützlich ist und sich sowohl für die Privatleute als auch für die Allgemeinheit rechnet. So vermeide Windkraft in Deutschland 4,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Gemeinde erziele durch die im Ort anzusiedelnde Betriebsgesellschaft und dank eigener 20 Hektar Land im Windgebiet Zusatzeinnahmen, ohne Gewerbe ins Dorf zu holen. Realistisch seien bis zu 100 000 Euro im Jahr. "Ein gefundenes Fressen", findet Busse.
Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 10.06.2003